Kreis Herford, 15.10.2024

Eine Bibliothek mit Herz – „KiPa-Projekt“ um einen weiteren Baustein reicher

In den Räumlichkeiten des AWO-Kreisverbandes Herford in der Eilshauser Str. 32 in Hiddenhausen wurde jüngst eine ganz besondere Bibliothek für Klein und Groß eröffnet: Hier gibt es zahlreiche Kinderbücher, die psychische Erkrankungen zum Thema machen und durch Bilder und Zeichnungen kindgerecht darstellen. Es geht um Gefühle, Selbstbewusstsein, Mut sowie Vielfalt. Denn die Bücherecke wurde im Rahmen des Projektes „Patenschaften für Kinder psychisch kranker und belasteter Eltern“ – kurz „KiPa-Projekt“ - eröffnet. Ein Projekt, das von der AWO in enger Kooperation mit dem Kreis Herford durchgeführt wird.

Kurz erklärt: Fachkräfte der AWO vermitteln sorgfältig ausgewählte ehrenamtliche Patinnen und Paten an minderjährige Kinder und Jugendliche (bis zum 21. Lebensjahr) aus belasteten Familien. Die Patenschaften werden im Einvernehmen mit den Eltern etabliert. Jede Woche verbringen die Kinder einen Nachmittag mit ihren Patinnen und Paten, wobei die Aktivitäten je nach Alter der Kinder vielfältig sind. Dies kann Spielen, Gespräche führen, gemeinsames Kochen, gemeinsame Unternehmungen und vieles mehr beinhalten. „Die psychische Erkrankung eines Elternteils hat Auswirkungen auf die ganze Familie. Auch psychisch kranke Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. In stabilen Phasen gelingt ihnen das auch, doch in Phasen der Belastung stoßen Eltern häufig an ihre Grenzen“, erklärt Julia Bott, KiPa-Koordinatorin. „In solchen Fällen können ehrenamtliche Patinnen und Paten Unterstützung bieten: Sie schenken ihrem Patenkind Stabilität und Verlässlichkeit durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Aktivitäten. Sie unterstützen das Kind, ohne dabei mit den Eltern in Konkurrenz zu treten“. Elf solcher Patinnen und Paten gibt es bislang. Seit gut einem Jahr läuft das Projekt. „Wir machen bislang wirklich sehr gute Erfahrungen. Es ist für die Kinder, die Eltern und auch die Patinnen und Paten äußerst bereichernd“, versichert Bott. Zwei weitere Jahre sind vorgesehen. Im Anschluss an diese Probephase könnte das Projekt fortgesetzt werden.

Die Idee entstand durch den Austausch vieler Beteiligter: „Alle Institutionen im Kreis Herford, die an den Hilfen für psychisch beeinträchtigte und/oder Suchtmittel konsumierende Eltern(teile) und deren Kinder beteiligt sind, befinden sich in einem ständigen Austausch“, erklärt dazu Michaela Rolf, Psychiatrie- und Suchtkoordinatorin vom Kreis-Gesundheitsamt. „Im Rahmen dieser Kooperation und mehrerer gemeinsamer Fachveranstaltungen wurde die Idee der Patenschaften für Kinder psychisch kranker Eltern entwickelt“, so Rolf. Treibende Kraft dabei war Dr. Claudia Werk. Die ehemalige Abteilungsleiterin im Gesundheitsamt ist im vergangenen Jahr verstorben. Auf ihren Wunsch wurden Spenden für das KiPa-Projekt gesammelt, mit denen nun die Bibliothek bei der AWO errichtet werden konnte. „Dr. Werk lagen die Kinder belasteter Familien immer ganz besonders am Herzen. Sie hatte schon lange das Ziel, ein Patenprojekt im Kreis Herford zu starten. Sie war ein besonderer Mensch und es berührt sehr, dass ihr Herzensprojekt wirklich realisiert werden konnte“, so Michaela Rolf. Sie fand während der Eröffnungsfeier der Bibliothek einige warme Worte über ihre ehemalige Kollegin. Ebenso wie Dr. Isabell Schultheis, Leiterin des Gesundheitsamtes: „Es freut mich ungemein, dass ein Projekt, das Claudia Werk so maßgeblich unterstützt hat, sich jetzt mit dem AWO Kreisverband so gut entwickelt“. Auch die Familie der Verstorbenen war zu der Eröffnungsfeier der Bibliothek gekommen. Ebenso wie Kreisdirektor Markus Altenhöner, der viele lobende Worte für das Projekt übrig hat: „Es ist fundiert belegt, dass Kinder und Jugendliche in besonderer Weise durch die psychische Erkrankung der Eltern betroffen sind. Diese Kinder und Jugendliche brauchen separate Unterstützung und Hilfsangebote. Und die gibt es zum Beispiel in Form des KiPa-Projektes“, so Altenhöner.

Das KiPa-Projekt gilt als einer von vielen Bausteinen im vielfältigen und kreisweiten Versorgungssystem, um psychisch belasteten Familien präventive Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen. „Unser Kipa-Projekt ist ein Paradebeispiel von interdisziplinärer Zusammenarbeit verschiedener Akteure, die denen zugutekommt, die die Hilfe benötigen: Den Kindern und den Eltern belasteter Familien. Gemeinsam mit den Haupt- und Ehrenamtlichen stärken wir damit auch eine sinnstiftende Verantwortung mit Herz für die Gemeinschaft“, freut sich Hilke Meier, Geschäftsführerin des AWO-Kreisverbandes. Verstärkung ist für das Projekt übrigens jederzeit gewünscht: „Interessierte Patinnen und Paten können sich jederzeit bei uns melden. Wir freuen uns sehr über neue Gesichter, die Kindern eine schöne Zeit bereiten möchten“, betont Julia Bott.

Eine gute Gelegenheit zum Einstieg bieten die nächsten beiden Informationsabende am 21. November 2024 und am 15. Januar 2025 - jeweils um 18 Uhr. Sie finden in den Räumlichkeiten der AWO in der Eilshauserstr. 32 in Hiddenhausen statt. Anmeldungen werden unter kipa@awo-herford.de oder telefonisch über die 0175 942 66 39 entgegengenommen.

„Genauso können sich übrigens Eltern bei uns melden, die gemeinsam mit ihren Kindern am Projekt teilnehmen möchten. Wir gehen dann ganz unverfänglich in den Austausch und schauen, was möglich ist“, so Julia Bott.