Immer mehr Eltern möchten ein verlässliches Ganztagsangebot ihrer Grundschulkinder. Bereits seit 2004 bietet die Stadt Enger die Offene Ganztagsschule (OGS) an. Träger für dieses Bildungs- und Betreuungsangebot ist der AWO-Kreisverband Herford. Gemeinsam sei man bisher gut aufgestellt, erklären Bürgermeister Thomas Meyer und AWO-Kreisgeschäftsführerin Hilke Meier. Doch es gibt eine große Herausforderung für die Träger und Gemeinden: zum Beispiel die zukünftige Finanzierung der OGS-Plätze.
Ab 2026 wird es einen Rechtsanspruch auf einen OGS-Betreuungsplatz geben, der stufenweise eingeführt werden wird. Damit soll eine Betreuungslücke geschlossen werden, die nach der Kita für viele Familien entsteht, sobald die Kinder eingeschult werden. „Gut vorbereitet ist dieser Anspruch jedoch nicht: Es fehlen festgelegte Qualitätsstandards, einheitliche Rahmenbedingungen und eine zeitliche Klarheit zur Umsetzung“, kritisierte im Frühjahr Alexandra Klöckener von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Thomas Meyer ist angesichts der nach eigener Aussage jahrelangen guten und zuverlässigen Arbeit der OGS-Standorte in Enger optimistisch. „Wir bekommen das bestimmt gestemmt“, sagte er bei einem Vor-Ort-Gespräch an der Grundschule Oldinghausen/ Pödinghausen mit AWO-Vertreterinnen und Schulleiterin Martina Küper.
Doch auch der Bürgermeister mahnt zeitnahe Entscheidungen des Landes an: „Das Ausführungsgesetz fehlt, wir warten darauf.“ Alle Beteiligte müssen sich vorbereiten, das ginge nicht von heute auf morgen, erklärt Meyer und ergänzt: „Wir brauchen verbindliche Zusagen vom Land, denn wir müssen unter anderem die räumlichen Kapazitäten planen und erweitern. Drei Jahre sind nicht viel Zeit.“
Der AWO-Kreisverband hat für seine OGS-Gruppen ein eigens konzipiertes Qualitätsmanagement-Handbuch aufgebaut und umgesetzt. Damit wird ein stetiger Verbesserungsprozess sichergestellt. Zur Qualität gehört auch, dass tarifgebundene Gehälter an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezahlt werden. „Uns sind gut ausgebildete Fachkräfte und eine qualitativ hochwertige Fortbildung der Mitarbeitenden sehr wichtig“, betont Hilke Meier.
„Wir wissen leider noch nicht, wie die zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für die OGS sein werden, aber es muss auf alle Fälle eine auskömmliche Finanzierung geben. Das fordern auch die Eltern, denen ein kindgerechtes Angebot durch passgenaue pädagogische Unterstützungen wichtig ist“, so die AWO-Kreisgeschäftsführerin. Ihrer Meinung nach hängt die Qualität vom Bildungs- und Betreuungsangeboten ganz stark auch von den Mitarbeitenden ab, die engagiert in den OGS-Standorten täglich enormen Einsatz zeigen.
Für Daniela Jöstel, Leiterin der AWO-OGS-Gruppen an der Grundschule Oldinghausen/ Pödinghausen, ist der Anspruch an eine OGS mehr als nur Betreuung, denn die OGS sei inzwischen ein wichtiger Ort für Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Das bestätigt Doris Rickert, Koordinatorin der insgesamt zehn OGS-Einrichtungen in Trägerschaft des AWO-Kreisverbandes: „Wir als Gesellschaft brauchen gute Bildungschancen und die richtigen Fördermaßnahmen für unserer Kinder in den Schulen und OGS-Gruppen.“
Insgesamt arbeiten beim AWO-Kreisverband 140 Mitarbeitende in zehn OGS-Einrichtungen in Enger und Hiddenhausen. Sie leisten rund 2600 Arbeitsstunden pro Woche.
Für Schulleiterin Martina Küper ist eine Grundschule ohne verlässliche Ganztags- und Betreuungsangebote nicht mehr vorstellbar. Die meisten Eltern würden solche Angebote auch dringend benötigen und erwarten, weil beide Elternteile arbeiten. „Wir haben keine OGS, wird sind eine OGS“, sagt Küper und meint damit die inzwischen enge Verzahnung von Schule und OGS-Angebot.
Von den 176 Mädchen und Jungen an der Grundschule Oldinghausen sind in der OGS zurzeit 112 angemeldet, somit ist für diese Kinder eine Betreuung von 7.40 bis 16.15 Uhr garantiert. Weil es zum Beginn des Schuljahres eine erhöhte Nachfrage gab, hatten die Stadt Enger und die AWO in einer gemeinsamen Kraftanstrengung kurzfristig eine zusätzliche OGS-Gruppe in Oldinghausen/ Pödinghausen eröffnen können.